Kategorie: Zubehör
Seramis Gießanzeiger: hilfreich oder unnötig?
Erfahrungsbericht nach mehreren Jahren Nutzung des Gießanzeigers
Das Gießen unserer Pflanzen ist nicht immer einfach. Zahlreiche verschiedene Faktoren wie Substrat, Luftfeuchtigkeit, Pflanzenart, Pflanzengefäß und vieles mehr haben einen großen Einfluss darauf, wie viel Wasser wir unseren Pflanzen wann geben müssen. Da sollte doch ein Produkt wie der Seramis Gießanzeiger ein wahrer Segen sein, oder nicht?
Wie bei jedem Produkt spalten sich auch hier die Meinungen: Manche bezeichnen ihn als absoluten Schrott, andere möchten bei ihrer Pflanzenpflege nicht mehr auf ihn verzichten. Ich habe den Gießanzeiger von Seramis über zwei Jahre getestet und möchte meine Erfahrung mit Dir in diesem Beitrag teilen.
Was genau ist der Seramis Gießanzeiger und wie funktioniert er?
Der Seramis Gießanzeiger ist eine Art Stab, der dazu dienen soll, Dir die Bewässerung Deiner Zimmerpflanzen zu erleichtern. Im Stab ist der Streifen eines Spezialpapiers eingearbeitet, das bei Feuchtigkeit blau und bei Trockenheit rot wird.
Das Papier zieht sich durch den gesamten Stab und liegt im untersten Bereich frei. Hier kommt das Papier in direkten Kontakt mit dem Substrat und saugt sich mit Wasser voll. Ist das Substrat feucht genug, reicht die Feuchtigkeit bis in den oberen Bereich hin und färbt das Papier blau. Der obere Bereich besteht zum Teil aus durchsichtigem Plastik, wo Du ganz bequem die Färbung des Papiers ablesen und darauf Rückschlüsse auf die Feuchtigkeit im Substrat schließen kannst.
Kurz gesagt: Zeigt der Seramis Gießanzeiger rot, so solltest Du Deine Pflanze gießen. Zeigt er blau, so ist das Substrat feucht genug und Du solltest mit dem Gießen warten.
Wie nutzt man den Gießanzeiger?
Das Prinzip ist einfach: Du steckst den Gießanzeiger so tief in Dein Substrat, dass die untere Spitze den Boden des Pflanzengefäßes berührt. Dies ist sehr wichtig, denn um die korrekte Bodenfeuchte anzeigen zu können, muss er den Boden des Topfes messen können.
Es gibt ihn in verschiedenen Größen, die für verschieden tiefe Töpfe geeignet sind. Der obere Teil sollte immer ein Stück über dem Substrat herausragen, damit Du das Ergebnis gut ablesen kannst.
Je nach Substrat und Topfgröße ist es aber nicht ganz einfach den Gießanzeiger hineinzustecken. Gewaltsames Hineinrammen kann dazu führen, dass er kaputtgeht. Bei großen Töpfen mit Seramis oder Pon nutzte ich meine Handschaufel als Hilfe. Hierzu sticht man vorsichtig mit der Schaufel in das Substrat und bewegt den Gießanzeiger entlang der Kelle hinein. Bei kleineren Töpfen funktioniert das auch gut mit der freien Hand und bei großen Töpfen gefüllt mit Erde kann man mit einem robusten Stäbchen ein Loch vorstechen. Wichtig ist hierbei auch, dass man die Wurzeln der Pflanze nicht beschädigt.
Am einfachsten fand ich es den Gießanzeiger beim Umtopfen einer Pflanze zu platzieren. Je nach Pflanze kann man ihn dann nämlich nah am Stamm oder zwischen den Trieben verstecken, sodass er nicht mehr so auffällig ist.
Geeignete Substrate für den Gießanzeiger
Obwohl es sich hier um den Seramis Gießanzeiger handelt, ist er nicht nur für Seramis als Substrat geeignet. Seramis ist schlichtweg ein Markenname, unter dem das gleichnamige Granulat vertrieben wird. Du kannst den Gießanzeiger (wie ich) auch problemlos bei Pon nutzen, da Pon ebenfalls ein Granulat ist, das Seramis sehr ähnlich ist.
Doch wie sieht es mit gewöhnlicher Blumenerde aus? Für diesen Beitrag habe ich mich trotz weiterhin bestehender Angst vor einem Trauermückenangriff getraut eine Pflanze in Blumenerde umzutopfen und sie mit dem Seramis Gießanzeiger auszustatten. Und siehe da: Auch in Blumenerde funktioniert der Gießanzeiger astrein.
Ist der Seramis Gießanzeiger bei Seramis notwendig?
Nein, Du musst Dir keinen Gießanzeiger für jede Pflanze kaufen, die Du in Seramis gepflanzt hast oder planzen möchtest. Ich würde es jedoch empfehlen, wenn Du noch nie zuvor Seramis oder Pon genutzt hast.
Als ich aufgrund einer nicht enden wollenden und stets wiederkehrenden Plage von Trauermücken alle meine Pflanzen in Pon umtopfte, fiel es mir äußerst schwer mein Gießverhalten anzupassen. Ich hatte überhaupt kein Gefühl dafür, wie viel Wasser das Substrat aufnehmen kann und machte alles falsch, was man falsch machen kann. Die Gießanzeiger waren für mich eine große Hilfe zu verstehen, wie viel Wasser genug ist und wann es im Pon einer Pflanze nicht mehr genug Wasserreserven gibt.
Häufige Anwendungsfehler
Anzeige wird falsch interpretiert
Zu Beginn konnte ich die Anzeige nicht richtig interpretieren. Ich erwartete, dass der Anzeiger ein monochromes Blau anzeigt, wenn das Substrat feucht genug ist. Allerdings sah ich oft Rot mit blauen Flecken auf der Anzeige. Ist das Substrat nun feucht genug? Ist es schon trocken? Je länger ich auf die Anzeige schaute, umso unklarer war sie für mich.
Ich lernte aber schnell, dass ich die Sache viel zu kompliziert sah. Bei dem Anzeiger ist die Logik sehr simpel: Ist die Anzeige eindeutig Rot, dann sollte man die Pflanze gießen. Blau bedeutet nicht gießen, egal ob es sich um ein eindeutiges Blau handelt, ein Blau mit ein wenig Rot oder Rot mit blauen Flecken.
gießen
nicht gießen, aber bald
nicht gießen
Gießanzeiger wird gedreht oder bewegt
Steckt der Gießanzeiger ersteinmal im Substrat, sollte er nicht mehr gedreht werden. Beim Drehen kann es nämlich schnell zu einem Bruch im Plastik kommen, wenn der untere Teil feststeckt. Jegliche Art der Beschädigung führt dazu, dass die Funktion des Gießanzeigers nicht mehr gewährleistet werden kann.
Nun gut, was aber, wenn man den Gießanzeiger ungünstig in den Topf gesteckt und ihn nicht mühelos ablesen kann? Dann ziehst Du ihn am besten aus dem Substrat und steckst ihn vorsichtig wieder so hinein, dass Du ihn bequem ablesen kannst. Falls Du den Gießanzeiger beim Umtopfen in ein anderes Substrat gesteckt hast, bedenke, dass er einige Stunden braucht, um die korrekte Feuchtigkeit anzuzeigen.
Gießanzeiger ist zu alt oder kaputt
Der Hersteller empfiehlt, den Gießanzeiger nach 12 bis 18 Monaten auszutauschen. Meiner Erfahrung nach kann man die Gießanzeiger aber weitaus länger verwenden, denn meine habe ich alle im Sommer 2020 gekauft und sie funktionieren immer noch einwandfrei. Es würde mich aber nicht überraschen, wenn auch meine eines Tages nicht mehr richtig funktionieren, da das Spezialpapier eher oder später seine Eigenschaft des Farbwechsels sicherlich verliert.
Wenn man mit dem Gießanzeiger zu grob umgeht, kann er Risse bekommen, brechen oder anderweitig kaputtgehen. Dies kann Einfluss auf seine Funktion haben und dementsprechend ist die Anzeige nicht mehr verlässlich.
Woran erkenne ich, dass der Gießanzeiger nicht funktioniert?
Von allen 16 Seramis Gießanzeigern, die ich besitze, funktionierte einer tatsächlich nicht und musste ersetzt werden. Auch wenn die Anzeiger nicht sofort nach dem Gießen blau werden, so solltest Du nach spätestens einer Stunde eine bläuliche Färbung im Anzeigebereich sehen – vorausgesetzt, Du hast den Anzeiger richtig angewendet.
Mein defekter Gießanzeiger jedoch blieb nach dem Gießen leuchtend Rot und es gab keinerlei Anzeichen von Blau. Ich kontaktierte jedoch den Verkäufer, schilderte das Problem via E-Mail, hängte Fotos mit an und bekam das fehlerhafte Produkt schnell ersetzt.
Fazit
Der Seramis Gießanzeiger ist ein praktisches Hilfsmittel, wenn Du ein neues, für Dich unbekanntes Substrat ausprobierst oder das Pflanzenhobby allgemein neu für Dich ist. Die Betonung liegt jedoch auf Hilfsmittel, denn Du solltest Dich nie zu 100 % auf den Anzeiger allein verlassen.
Wenn Du den Wasserbedarf Deiner Pflanzen noch nicht gut einschätzen kannst, stecke immer den Finger ins Substrat, um die Feuchtigkeit zu testen. Ein bis zwei Zentimeter tief reicht bereits aus. Fühlt sich das Substrat feucht an, warte noch mit dem Gießen. Fühlt es sich trocken an, gib Deiner Pflanze einen Schluck.
Seramis Gießanzeiger kaufen
Die Gießanzeiger kannst Du in jedem Fachgeschäft für Pflanzen und sogar einigen Supermärkten finden. Auch online sind sie erhältlich, wie beispielsweise auf Amazon.